„Feinde“ und „Spione“

Die sowjetische Besatzungsmacht übergab nach Gründung der DDR schritt- weise Aufgaben und Befugnisse an die zuvor gebildeten ostdeutschen Sicher- heitsorgane. Das im Februar 1950 ge- schaffene Ministerium für Staatssicher- heit (MfS) war nach dem Vorbild des Sowjetischen Staatssicherheitsdienstes (MGB) aufgebaut und unterstand lange Zeit dessen direkter Anleitung.
Feindbilder und die Willkür im Vor- gehen gegen „Feinde“ übernahm die „Stasi“ von den sowjetischen Beratern. „Feinde“ im Sinne des MGB/MfS waren Gegner des sozialistischen Aufbaus, Angehörige von Kirchen oder Mitglieder und Sympathisanten demokratischer Parteien.
Wie in der Sowjetunion stützten sich auch in der DDR die Geheimdienste bei ihrer Suche nach „Systemfeinden“ auf ein Netz von Spitzeln und Denunzianten. Es wurde mit aller Härte und unter Miss- achtung des geltenden Rechts vorge- gangen.
Das MfS ermittelte und verhaftete im Auftrag sowjetischer Organe und führte alle unter Spionageverdacht Verhafteten den von ihnen so genannten „Freunden“ zu.
Fritz Storch
(1899–1951)
• am 21. September 1899 in Stettin/Pommern als Sohn des Bauunternehmers Wilhelm Storch und seiner Frau Anna geboren
• nach einer kaufmän- nischen Lehre als Buchhalter vor allem bei Versicherungs- gesellschaften tätig
• 1928 Heirat mit Selma Gerda Rieger
• von März 1941 bis Oktober 1944 Sachbearbeiter beim Chef des Distrikts Lublin (Generalgouvernement) in der
Landesarchiv Berlin
Polizist aus West-Berlin an der Sektorengrenze in Berlin-Kreuzberg. Polizeihistorische Sammlung, Berlin
Die Landesverwaltung Brandenburg der Deutschen Volkspolizei gratuliert der Sowjetischen Kontrollkommission (SKK) in Potsdam zum „Tag der Befreiung“ am 8. Mai 1950.
Polizeihistorische Sammlung, Berlin / Herbert Dörries
Demonstrationsvorbereitung anlässlich der II. SED-Parteikonferenz in Ost-Berlin, Juli 1952. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung / Richard Perlia
Kundgebung zum 1. Mai 1953 in Ost-Berlin.
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung / Richard Perlia
Jugendliche auf der Flucht vor sowjetischen Panzern am 17. Juni 1953 in Ost-Berlin, Friedrichstraße.
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung / Richard Perlia
Abteilung Finanzen, zuständig für Reisekosten
• Mitglied des NS- Kraftfahrkorps
• nach dem Krieg Anstellungen als Buchhalter bei verschiedenen Unternehmen in Berlin • 1947 Eintritt in die SED
• ab August 1950 ökonomischer Direktor beim Reichsbahnfern- meldewerk in Berlin-Oberschöneweide
• lebte in Berlin-Treptow und hatte zwei Töchter
• 27. Januar 1951 Verhaftung durch das MfS in Berlin
• 4. Juli 1951 in Moskau erschossen
• 29. März 1999 Reha- bilitierung

Deutschlandkarte mit Besatzungszonen, Atlanta Service Frankfurt/Main, ca. 1946.
Geteiltes
Deutschland
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges teilten die vier alliierten Siegermächte 1945 Deutschland und Berlin in Besat- zungszonen auf.
Bald darauf zerfiel die Allianz der Sieger: Der Kalte Krieg begann. Die Sowjetunion und die USA stritten um die Vorherrschaft in der Welt. Geteilt durch den „Eisernen Vorhang“ wurde Deutschland auch zum Schauplatz der Auseinandersetzungen zwischen den Geheimdiensten beider Gesellschaftssysteme.
Während die drei Westmächte die Gründung der Bundesrepublik Deutsch- land im Jahre 1949 betrieben, entstand unter sowjetischer Regie in Ostdeutsch- land noch im gleichen Jahr die Deutsche Demokratische Republik.
Bereits seit dem Kriegsende hatte dort die sowjetische Besatzungsmacht mit Hilfe deutscher Kommunisten das stalinistische System von Terror und Verfolgung Andersdenkender installiert.
Hunderttausende Menschen versuch- ten, den Repressionen des SED-Regimes zu entfliehen. Andere übten Kritik oder leisteten Widerstand und gerieten da- durch in den Fokus des sowjetischen Geheimdienstes. Sie wurden in Lagern und Gefängnissen der Besatzungsmacht inhaftiert. Viele kamen dort ums Leben.