Vollstreckung der Urteile

Butyrka-Gefängnis. Diese im Nordwesten Moskaus gelegene festungsartige Kaserne aus dem 18. Jahrhundert dient seit 1879 als Gefängnis für politische und kriminelle Gefangene.
Vollstreckung der Urteile
Nach den Verurteilungen durch ein Sowjetisches Militärtribunal (SMT) brachte der sowjetische Geheimdienst die Häftlinge nach Moskau in die Gefängnisse Butyrka, Lefortowo oder Lubjanka.
Noch in Deutschland stellten viele der zum Tode Verurteilten Gnadengesuche. Ihre Gesuche wurden zusammen mit den Stellungnahmen des Militärtribunals und der Militärstaatsanwaltschaft dem Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR zur Entscheidung vorgelegt. Nur etwa acht Prozent der Verurteilten wurden begnadigt, ihre Todesurteile in 25 Jahre Arbeitslager umgewandelt.
Andere Angeklagte wurden jedoch in einem neuen Verfahren in Moskau vor dem Obersten Militärgericht zu höheren Strafen verurteilt, weil das erste Urteil als zu milde befunden worden war.
Die zum Tode Verurteilten wurden nachts im Keller des Butyrka-Gefängnisses vom Geheimdienst erschossen. Ihre Leichen ließ das MGB sofort im Krematorium Donskoje verbrennen. Die Asche wurde in ein Massengrab auf dem Friedhof Donskoje geschüttet.
Headline
Um „Geständnisse“ zu erpressen, wurden die Gefangenen in den Haftanstalten des MGB/MfS misshandelt. Jede Seite der Verhörprotokolle, abgefasst in russischer


Wassili M. Blochin (1895-1955)
Generalmajor und zuletzt stellvertretender Leiter der Verwaltung und Kommandant des NKWD/MGB. Blochin war seit 1926 für die Vollstreckungen der Todesurteile in Moskau verantwortlich. Nach Stalins Tod wurde er aus dem MGB entlassen.

Stadtplan von Moskau

Kreml in Moskau, bis 1991 Sitz der Partei- und Staatsführung und des Obersten Sowjets der UdSSR, 2005.

Lubjanka – das Zentralgebäude des sowjetischen Geheimdienstes, heute Sitz des FSB, 2005.

Butyrka-Gefängnis. Diese im Nordwesten Moskaus gelegene festungsartige Kaserne aus dem 18. Jahrhundert dient seit 1879 als Gefängnis für politische und kriminelle Gefangene.

Die Kirche auf dem „Neuen Friedhof“ am historischen Kloster Donskoje baute man 1927 zum Krematorium um – es war lange Zeit das einzige in Moskau. Seit 1935 wurden hier die Leichen der durch den NKWD/MGB Ermordeten eingeäschert und in Massengräbern verscharrt. Sowohl der Friedhof als auch das Krematorium wurden während der gesamten Zeit als reguläre städtische Einrichtungen genutzt. Heute ist das Gebäude wieder eine russisch-orthodoxe Kirche.
Kirche des Friedhofs Donskoje in Moskau, 2005. / Facts & Files, Berlin / Christian Reinhardt
Gnadegesuch: Hans Pietschmann (19-)

Hans Pietschmann in MGB-Haft, ca. 1952.

Das Gnadengesuch von Hans Pietschmann wurde am 15. Februar 1952 abgelehnt. In der Nacht vom 22. Februar 1951 wurde der VP-Ausbilder mit 19 weiteren Deutschen im Gefängnis Butyrka hingerichtet. / S.1

Das Gnadengesuch von Hans Pietschmann wurde am 15. Februar 1952 abgelehnt. In der Nacht vom 22. Februar 1951 wurde der VP-Ausbilder mit 19 weiteren Deutschen im Gefängnis Butyrka hingerichtet. / S.2
Gnadegesuch: Peer Lange (1930)

Peer Lange in MGB-Haft, ca. 1952.

Peer Lange als Heimkehrer im Lager Friedland, Oktober 1955.

Bestätigung des Häftlings Peer Lange über die Mitteilung seiner Begnadigung zu 25 Jahren Arbeitslager vom 11. November 1952.
Peer Lange am 24. Juli 1930 als Sohn eines Amtsrichters in Riga geboren – 1939 Umsiedlung der Familie nach Deutschland – Wintersemester 1951/1952 Studium der Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin – Antistalinistischer Widerstand in einer Gruppe um Gerd Heinrich – 16. Juni 1952 Verhaftung durch das MfS in Neuruppin – Verhöre durch den MGB in den Gefängnissen Potsdam-Lindenstrasse, Berlin-Karlshorst und Berlin-Lichtenberg – 1. September 1952 Verurteilung zum Tode durch das SMT Nr. 48240 wegen „Spionage“ – Verschleppung nach Moskau – 11. November 1952 Verkündigung seiner Begnadigung im Butyrka-Gefängnis – seit Januar 1953 Zwangsarbeit im Workuta Kohlen-Schacht 9/10 – 6. Oktober 1955 Heimkehr über Friedland nach Deutschland – Fortsetzung des Studiums – ab Januar 1971 Wissenschaftlicher Referent für die Stiftung Wissenschaft und Politik in Ebenhausen – heute als Pensionär in Berlin und Bayern lebend

Kohlegruben von Workuta, in 1995er Jahren. / Memorial International, Moskau