Verfolgung durch die Geheimdienste

Verhaftungen durch Volkspolizisten in Berlin, 1952.
Verfolgung durch die Geheimdienste
Nach der Gründung der DDR übertrug die sowjetische Besatzungsmacht schrittweise Aufgaben und Befugnisse auf die neu geschaffenen ostdeutschen Sicherheitsorgane. Das im Februar 1950 gegründete Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wurde nach dem Vorbild des sowjetischen Staatssicherheitsdienstes (MGB) aufgebaut und unterstand lange Zeit dessen direkter Anleitung.
Von ihren sowjetischen Beratern übernahm die „Stasi“ auch die Feindbilder und das willkürliche Vorgehen gegen vermeintliche Feinde. Als Feinde galten dem MGB/MfS dabei Gegner des sozialistischen Aufbaus, Kirchenmitglieder oder Sympathisanten und Mitglieder demokratischer Parteien.
Das MfS ermittelte und verhaftete im Auftrag der sowjetischen Organe und übergab alle der Spionage Verdächtigen und „Systemgegner“ an die so genannten „Freunde“.

DDR-Präsident Wilhelm Pieck empfängt zum 1. Mai 1950 den Chef der Volkspolizei Karl Maron in Berlin-Niederschönhausen. Maron lieferte nach einer im Juni 1951 mit Erich Mielke geschlossenen Vereinbarung flüchtige DDR-Polizisten direkt an das MfS aus. Mindestens 41 ehemalige VP-Angehörige wurden vom MGB in Moskau hingerichtet. / Polizeihistorische Sammlung, Berlin / Heilig
Die Opfer wurden, ohne öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen, meist in ihren Wohnungen verhaftet. Dabei traten die MfS-Mitarbeiter oft als Volkspolizisten getarnt auf. Die Verhafteten wurden anschließend in Gefängnisse der Volkspolizei oder des MfS gebracht und dort befragt. Nach ihrer Übergabe an den sowjetischen Geheimdienst wurden sie in deren Haftstätten erneut wochenlang verhört.
Alfred Adamek (1925-1952)

Der vom MfS ausgestellte Personalausweis von Kurt Knobloch, einem der Entführer von Walter Linse. Nach Linses Verhaftung gab die Stasi Knobloch, den sie zuvor für dieses Verbrechen angeworben hatte, eine neue Identität als „Kurt Müller“. Knobloch wurde jedoch von den westlichen Behörden enttarnt, im März 1953 in West-Berlin verhaftet und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. / Landesarchiv Berlin

„Tarantel“
Die satirische Monatszeitschrift „Tarantel“, die von 1950 bis 1962 in West-Berlin erschien, wurde dort kostenlos verteilt oder über Deckadressen in die DDR versandt. Bis Ende 1953 erreichte das Blatt eine Auflage von ca. 100.000 Exemplaren; der Besitz der Zeitschrift stand in der DDR unter Strafe.
Das Blatt leitete Heinz Wenzel (alias „Heinrich Bär“, 1919-1971). Er war im Juli 1946 durch den NKWD/MGB verhaftet und als angeblicher französischer Spion verurteilt worden und war im Speziallager Sachsenhausen bis zu dessen Auflösung 1950 interniert.

Haftanstalten
Um „Geständnisse“ zu erpressen, wurden die Gefangenen in den Haftanstalten des MGB/MfS misshandelt. Jede Seite der Verhörprotokolle, abgefasst in russischer Sprache, musste von den Beschuldigten anschließend unterschrieben werden. In Unkenntnis der Sprache wussten die meisten Verhafteten nicht, welche absurden „Selbstbezichtigungen“ sie damit unterzeichneten. Die Protokolle dienten den Sowjetischen Militärtribunalen (SMT) als Grundlage ihrer Urteile.

MGB/MfS-Gefängnis „Roter Ochse“ in Halle/Saale, 2005.

MGB-Gefängnis in Potsdam, Leistikowstrasse, 2005.

MGB/MfS-Gefängnis Potsdam, Lindenstrasse, 2005.

MGB-Gefängnis in Potsdam, Leistikowstrasse, 2005.