„Feinde“ und „Spione“

„Feinde“ und „Spione“
Wer als „Feind“ zu definieren war, unterlag in einem totalitären System wie der DDR der Definitionsmacht der SED-Führung und ihrer Sicherheitsorgane. Konstruierte Feindbilder, vage ideologische Vorgaben sowie „Gummiparagraphen“ im Strafrecht ermöglichten es dem MGB mit Unterstützung des MfS, vermeintliche oder tatsächliche Kritiker des SED-Regimes willkürlich zu verfolgen.
Mit dem auf dem sowjetischen Strafrecht basierenden Generalvorwurf der „Spionage“ konnten Kritiker der schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen ebenso verfolgt werden wie Agenten westlicher Geheimdienste. Dabei kam es nicht auf die objektiv festgestellte Schuld des Einzelnen an, bereits eine willkürliche Behauptung konnte für die Betroffenen das Todesurteil bedeuten.
Dabei ermittelten die kommunistischen Geheimdienste auch gegen Menschen, die bereits von den Nationalsozialisten verfolgt worden waren. Jedoch schützte sie ihr Schicksal nicht vor der erneuten Repression. Unter den vermeintlichen „Spionen“ befanden sich aber auch Personen die an NS-Verbrechen beteiligt waren, was bei ihrer Verurteilung durch die SMT jedoch keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielte.
Walter Linse
Um „Geständnisse“ zu erpressen, wurden die Gefangenen in den Haftanstalten des MGB/MfS misshandelt. Jede Seite der Verhörprotokolle, abgefasst in russischer

Ernst Reuter, Oberbürgermeister von West-Berlin, auf der Protestveranstaltung gegen die Entführung von Walter Linse, bei der sich am 10. Juli 1952 etwa 20.000 Menschen vor dem Rathaus Berlin-Schöneberg versammelten. / Landesarchiv Berlin / Gert Schütz
Walter Linse’s Entführer: Kurt Knobloch





Der vom MfS ausgestellte Personalausweis von Kurt Knobloch, einem der Entführer von Walter Linse. Nach Linses Verhaftung gab die Stasi Knobloch, den sie zuvor für dieses Verbrechen angeworben hatte, eine neue Identität als „Kurt Müller“. Knobloch wurde jedoch von den westlichen Behörden enttarnt, im März 1953 in West-Berlin verhaftet und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. / Landesarchiv Berlin

Nach der Entführung von Walter Linse verstärkte die West-Berliner Polizei die Bewachung der Sektorengrenze, hier in Berlin-Lichterfelde, Juli 1952. / Landesarchiv Berlin / Bert Sass

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Um „Geständnisse“ zu erpressen, wurden die Gefangenen in den Haftanstalten des MGB/MfS misshandelt. Jede Seite der Verhörprotokolle, abgefasst in russischer

Nach der Entführung von Walter Linse verstärkte die West-Berliner Polizei die Bewachung der Sektorengrenze, hier in Berlin-Lichterfelde, Juli 1952. / Landesarchiv Berlin / Bert Sass
Über die hier stattgefundenen Truppentransporte und die Stahlproduktion in Riesa soll eine Gruppe um den Stahlwerker Horst Mucke Berichte an die KgU in West-Berlin geliefert haben. Mucke wurde gemeinsam mit drei Freunden am 31. Mai 1951 in Berlin-Lichtenberg zum Tode verurteilt und am 6. August 1951 in Moskau erschossen. / Städtisches Zentrum für Geschichte & Kunst, Riesa



10.10.1941
Flugblätter verteilen und Anschläge anbringen. Nachmittags wieder Judenaktion.
Arbeitskommando ist diesmal 27 Mann stark und ein Flintenweib. Der Chef erschießt auf der Strasse vor allem Volk den ehemaligen jüdischen Bürgermeister.
Die Art, wie das Flintenweib in den Tod ging, können sich viele Juden als Vorbild nehmen. Ohne mit der Wimper zu zucken, in aufrechter Haltung ging sie schnurgerade auf die Spritze los.
Tschauzy, 1.10.1941 zum Obergefreiten befördert.
11.10.1941
Gestern wurden 882 Juden umgesiedelt, Tschauzy ist Judenfrei. Jetzt wühlen wir in den verlausten Klamotten der Juden und suchen Wertgegenstände. …
13.10.1941
2 üble Verleumder erhängt, Erhängung erfolgte öffentlich und Anwesenheit der ganzen Bevölkerung von Tschauzy. …